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7. Kapitel

Wislaw und Witzlaw
– eine märchenhafte Rügener Geschichte –

aufgeschrieben 1474 vom Ritter Satko zu Saatel, übersetzt ins Neuhochdeutsche von Jens Ruge aus Hamburg ;-)

Kapitelübersicht:
1 Der freche Greif oder Ohne Witzlaw wäre alles sooo schön einfach!
2 Brautwerbung am Königshof oder Sonnige Aussichten für Wislaw
3 Der Weg in die Zukunft oder Unter der Last der Vergangenheit
4 Entscheidung auf dem Rugard oder Der falsche Alexander
5 Dem Tod entronnen oder Schicksalsschlag in Riga
6 Minnesang und Ritterspiel oder Die Hochzeit von Rujana
7 Im siebten Himmel oder Oh, liebliche Minne!

Minnesang und Ritterspiel
oder

Die Hochzeit von Rujana

Hier werdet ihr dann kennenlernen: Frauenlob, Goldener, Hermann Damen, Rumelant von Sachsen und noch viel(e) mehr.
Gefeiert wird in Barth und auf der Hertesburg. Es wird edler Metallzierrat gegossen und ein Leinentuch bestickt. Wislaw und Satko machen außerdem bei einer Jagd auf dem Zingst eine Entdeckung.
Solidarität ist Solidarität, nur wenn sie ehrlich ist: Auch für einen jungen Fürsten mit Behinderung muss beim Weitspringen die gleiche Zielmarke gelten.
... und natürlich dürfen auch die beiden Greifen nicht fehlen!
Die neue, schöne Initiale zum Kapitel seht ihr oben.

Danach soll noch ein Kapitel folgen, denn die Zahl 7 ist die magische Zahl Rügens.

Hier geht es schon einmal weiter mit dem Sammeln erster Gedanken zum Kapitel, an dem ich euch teilhaben lassen möchte ...

Szene ”Wislaws Gefühlsausbruch”:

Mitten in die Vorbereitungen zu den Hochzeitsfeierlichkeiten des rujanischen Prinzen Wislaw und der dänischen Prinzessin Margarete kommt der Ratsherr Johann von Gusterowe mit einem unbekannten Mann am neuen Barder Stadthof an, um beim Fürsten und dessen Söhnen vorstellig zu werden: „Mein Fürst, das ist David, der Jude. Er ist der Erste seiner Gemeinde, die es nun auch bei uns in Stralessunt gibt.”
Während der Vorstellung, die in der üblichen rüganischen Form abläuft, schielt Fürst Wislaw immer wieder zu seinem gleichnamigen Sohn zu seinen Füßen. Dessen Begeisterung beim Hören des Namens David ist ihm nicht verborgen geblieben. Das wiederum ist der Fürstin nicht entgangen, und so kneift sie ihrem Mann vorsorglich in den Arm.
Doch es gibt keinen Grund für eine Beunruhigung, denn die letzten Jahre, angefangen mit Næstved, dann der Anschlag in Riga, vor allem aber seine Beziehung zu Margarete haben Wislaw erwachsen werden lassen. Seine impulsive, gefühlsgetriebene Art hat er jetzt viel besser unter Beherrschung. So kommt es, dass der Prinz erst, als er mit David und Gusterowe allein ist, seine Freude zum Ausdruck bringt: „Ha, das gefällt mir: Wenn jemand sich nach dem königlichen Psalmensänger nennt, dessen Sohn sogar der erste Minnesänger überhaupt war! Seid also herzlich begrüßt!” „Seid bedankt, lieber junger Herr!”
„Ach, und diesen Hut da müsst Ihr in unserem Land nicht tragen ... Ich habe ja schon gehört, dass Eure Glaubensbrüder das woanders tun müssen.” „Tausendmal Dank, Herr! Aber was nun, wenn ich ihn sogar tragen möchte?” „Dann ist es Euer freier Wille, den niemand einschränken darf.” „Lieber Herr, ich habe nämlich gemerkt, dass er in Eurem Land wegen des Wetters sehr nützlich ist. Ich komme aus Mainz. Dort ist der Winter viel milder und es stürmt auch nicht so.” „Nun ist endlich Mai, mein Lieblingsmond, und der eiskalte Winter vorbei. Aber ich verspreche Euch, unsere Sommer haben richtig viel Sonne. Und ich verspreche Euch auch ein neues Lied auf den Mai!” Wislaw ist wieder mal nicht zu bremsen.
David überkommt mit einem Mal das Gefühl: In diesem Land bin ich richtig. In diesem Land ist meine Familie gut aufgehoben. „Edler Prinz, mein Hut ist anderenorts ein Stigma, bei Euch ist er ganz einfach ein Schutz gegen Schnee, Regen, Wind und Sonne. Seid bedankt für Eure Güte!” „Ihr müsst wissen: Als ich am Allerseelentag 1261 geboren wurde, waren hundert Jahre zuvor meine Familie und mit ihr das ganze Ranenvolk noch Heiden. Wie kann ich da Verachtung spüren, wenn jemand anders glaubt?” Er hebt dabei die Schultern und breitet seine Arme und Handflächen aus.

Wislaw steht lächelnd da, als David geht. Er weiß: Sein Land wird ein gutes sein. Aus diesem Gedanken reißt ihn der Ratsherr Johann de Gusterowe heraus: „Edler Prinz, ich muss Euch etwas anvertrauen. Sind wir allein?” „Ja, was gibt's?” „Es geht um David und seine Glaubensgenossen. Es geht aber auch um Euren Stamm.” Wislaw schaut den Patrizier entgeistert an. „Herr, in der letzten Ratssitzung hat ein gerade erst gewählter Jungspund einen Proteststurm ausgelöst, glücklicherweise.” „Macht es nicht so spannend! Worum geht's?” „Er forderte allen Ernstes, dass die vor kurzem hier angekommenen Juden in einer einzigen Gasse am Ende der Platea apud Ossenrey wohnen sollen.” Wislaws große Augen werden noch größer. „Und dann wollte er zudem durchsetzen, dass die Wenden der Stadt nur noch auf einem eigenen kleinen Markt an der Rückseite des Rathauses Handel treiben dürfen, und nicht mehr auf dem großen Markt davor und auch nicht in Schadegard auf dem Markt der Neustadt.” „Bitte was? Wiederholt das nochmal! ... Nein, nein! ... Verschont mich damit!” Blut steigt ihm in den Kopf. Innerlich kocht es in ihm. Gleich bricht es aus ihm heraus.
Das sieht auch der Herr aus Stralessunt und schiebt deshalb gleich nach: „Aber beruhigt Euch, er wurde niedergestimmt. Der wendische Ratsherr Bilek, die Herren Ossenrey und Semelowe und ich haben kraftvolle Reden dagegen gehalten.” Wislaw ist außer sich, hat Mühe sich zu dämpfen: „So etwas hat es in unserem Land noch nie gegeben! So etwas darf es in unserem Land auch niemals geben! Keine Worte sagen so etwas, in keinen Büchern steht so etwas!” Wislaw wird immer lauter vor Erregung. „Wie lautet sein Name?” „Herr, den kann, den darf ich Euch nicht nennen, leider. Auch ich habe einen Eid geleistet. Aber seid versichert, dass wir das auch in Zukunft verhindern werden.” „Das müsst ihr! Und ich verlasse mich dabei auf Euch.”

Wislaw stürmt hinaus, immer noch in Wut, und rennt dabei fast den Sänger Heinrich von Meißen, den alle nur Frauenlob nennen, über den Haufen. Dieser, der gestern mit seiner Barke in Bard angekommen war, ganz erschrocken: „Lieber Herr und Sangesbruder, was ist mit dir? Dein Haupt ist wie Drachenblut gefärbt!” „Freund, und das auch zurecht! Ich habe gerade von schreiendem Unrecht erfahren. Zum Glück konnte das gerade noch verhindert werden.”
Während sich dabei der Prinz zum Sangesbruder zurückwendet, läuft er geradewegs Margarete in die Arme, die sofort sieht, was mit ihrem Herzensprinzen los ist: „Du bist so aufgeregt. Ja, ja, ich hab' es mitbekommen: Du hast gerade etwas Gemeines erfahren ... Soll ich dich jetzt auch besser zwicken, wie es deine Frau Mutter mit deinem Herrn Vater macht?” Wislaw, auf einmal ganz sanftmütig, flüstert ihr ins Ohr: „Liebes, das darfst du doch immer.” Beide kichern wie kleine Kinder, dann gibt er ihr einen dicken Kuss.

Szene ”Satkos Ritterschlag”:

Satko kniet schon seit Stunden beim Gebet in der Kapelle der fürstlichen Curia zu Bard. Vor ihm steht auf dem Altar eine holzgeschnitzte und bunt bemalte Anna Selbdritt. Der Fürst konnte sich einfach nicht dem Wunsch seines Ältesten entziehen, der von dem großen Bildnis in Stralessunt so angetan ist. Was lag da näher, als das tun zu lassen, was die Slawen hier schon immer gut konnten: Holz zu bearbeiten. Das kleine Kunstwerk fertigte Suleslaw, ein Rane aus der Dienstsiedlung des Hofes vor dem Wyker Tor.
Neben dem Knappen liegen seine Waffen: die Lanze mit der Stanitza - so nannten die Ranen bereits das Banner Swantewits, und so nennen sie auch noch heute ihre Wappenfähnlein - den Schild, der eine goldene Sackpfeife auf blauem Grund zeigt, Helm, Kettenhemd und Kettenbeinlinge und vor allem sein Schwert. Und er muss noch die ganze Nacht und den halben nächsten Tag hier verweilen. Was für ein Glück, dass der Mai schon so warm ist!

Jetzt ist er da, sein Tag.

Die Tür der kleinen Kapelle wird vom Priester geöffnet, der auch den mit einem Gambeson, einer Art Steppwams, bekleideten Knappen hinausgeleitet. Zwei weitere Knappen, es sind ausgerechnet Arnold von Vitzen und Unko von Alkun, nehmen Satkos Waffen auf und tragen sie ihm nach. Draußen warten schon, angeführt von Meister Ungelarte, die Sangesbrüder Frauenlob und Rumelant von Sachsen mit ihren Fiedeln, Goldener mit seinem Psalterium und Hermann von der Damen mit seiner Schalmei. Dazu treten noch der wendische Vyris, ein Knappe, mit einer kleinen Trommel und der junge Johann von Gristowe, der sich - von Wislaw angeregt - gerade im Flötenspiel versucht. Sie alle reihen sich hinter den beiden Knappen ein.
Dieser Zug endet direkt vor dem Thron des Fürsten, der hier in Bard auf vier Holzstufen gestellt wurde. Wie immer hat sich Frau Agnes an die rechte Seite ihres Mannes gesellt. Zur Linken dürfen diesmal aber die Eltern Satkos, Johanna und Teszek, stehen. Satko kniet vor dem Fürsten nieder. Dieser gibt dem jungen Wislaw mit seinem Lilienstab und den Worten „Nun mal los, mein Sohn!” einen Stups auf die Schulter. Prinz Wislaw steht von der Thronstufe auf, auf der er zusammen mit seinem Bruder Sambor und seinen Schwestern Eufemia und Sophia saß, und reicht vorerst den Auftrag seines Vaters weiter: „Unko und Arnold, nun zeigt mal, was ihr gelernt habt!” Daraufhin legen beide Satko die Kettenbeinlinge an, ziehen ihm das Kettenhemd über und legen den Topfhelm und das Schwert vor ihm ab. Dann ergreift Arnold den Schild und stellt sich mit diesem links hinter Satko. Das Gleiche wiederholt Unko mit Satkos Stanitzalanze auf der anderen Seite.
Dann richtet der Ranenprinz folgende Worte an seinen Knappen: „Satko aus Zatel, du hast mir sieben Jahre lang treu und mutig als Schildknappe gedient. Du hast deine Pflichten immer erfüllt, auch wenn es manchmal schwer war. Ich werde dir jetzt das Schwert gürten, während die Knappen Arnold von Vitzen und Unko z Alkuna dir die Sporen anlegen.”
Als diese Schwertleite geschehen ist, zieht Wislaw das Schwert seines Genossen aus der Scheide, legt die blanke Schwertklinge auf dessen rechte Schulter und spricht: „Vor dem Angesicht unser aller Herrn wirst du, Satko aus Zatel, Knappe, zum Ritter geschlagen. Achte immer deine Ritterpflichten: Ehrfurcht vor Gott, Treue zu deinem Lehnsherrn.” Dann wechselt der Prinz das Schwert auf Satkos linke Schulter und setzt fort: „Sei immer ein Beschützer des Glaubens, ein Beschützer der Frauen und Kinder, der Witwen und Waisen, der Schwachen und Armen. Setze dein Rittertum immer für gute Werke ein und kämpfe gegen Unrecht, mit Worten, aber auch wenn es sein muss, mit dem Schwert.” Mit der Aufforderung: „Gelobe es!” nimmt Wislaw das Schwert von Satkos Schulter und schiebt es zurück in die Scheide, nachdem der frischgebackene Ritter sein Gelöbnis gesprochen hat.
„Erhebe dich, Ritter Satko!” Und schmunzelnd: „Aber warte noch. - Meister Kowalek!” Der Gerufene kommt mit einem großen Umhängesack. Zum Erstaunen der Anwesenden holt er Beinschienen für Ober- und Unterschenkel, mit einem Kniebuckel verbunden, hervor und schnallt sie dem Ritter auf die Kettenbeinlinge. Wislaw, mit Begeisterung: „Die passen ja wie angegossen! Gute Arbeit, Meister!” Satko, mit der gleichen Begeisterung zu seinem Lehnsherrn: „Tausendfachen Dank, lieber Herr!”
Vater Wislaw, mit erstaunt geweiteten Augen: „Ist das deine Idee, mein Sohn?” „Ja, lieber Herr Vater. Und ich sehe gerade: Das Gleiche können wir auch für die Arme schmieden lassen. Dazu noch eine Brustplatte, wie sie der Herr Marquardus trägt. Dann sind unsere Ritter gut geschützt.” Von einem gewissen Grootmaul von Dummbatz redet hier keiner mehr.

Später, in einem unbeachteten Moment. Der Herr Marquardus cum thorace - was „mit der Platten” heißt - zum Prinzen: „Herr Wislaw, mit Verlaub, die Brustplatte war schon immer das Erkennungszeichen meiner Familie. Der Sage nach schon seit Granza, der übrigens mit der Überbringung der Nachricht vom Fall der Burg Arkona erst Eure Ahnen dazu bewegt hatte, nicht mehr aussichtslos und unter Opfern den Dänen weiterhin zu widerstehen.” „Ich weiß, ich weiß, Herr Marquardus. Aber Ihr habt doch schon die beiden geflügelten Meerkatzen in Eurem Wappen. So etwas Besonderes hat sonst niemand anderes. Und Ihr wisst ja, unser Land ist Neuem gegenüber stets aufgeschlossen.” Wislaws beschwichtigende Handbewegungen und sein schmunzelndes Augenzwinkern „entwaffnen” den Ritter vollkommen.
Noch später, in einem weiteren unbeachteten Moment. Der Herr Satko zu dem Prinzen: „Lieber Herr, wie konnte es denn Meister Kowalek hinbekommen, dass die Beinschienen so gut passen?” „Erinnerst du dich noch an das Turnier zu Damgora, auf dem Platz vor unserem hohen Wehrturm an der Straße nach Rybanitz? Du warst am Ende so erschöpft, dass du gleich in deiner Rüstung eingeschlafen bist.” „Ja, die obodritischen Herren aus Mecklenburg hatten uns beim Buhurt ganz schön gefordert. Aber wir Rujanen haben schließlich doch gewonnen.” Und auch hier mit einem schmunzelnden Augenzwinkern: „Und da habe ich gleich die Gunst der Stunde genutzt, und alles ausgemessen, was der Schmied wissen wollte.” Satko lacht in seiner unverwechslichen Art und Wislaw stimmt mit ein.

Die Minnesänger am Fürstenhof zu Rujana

sprichwörtliche rujanische Gastfreundschaft: die Knappen Vyris und Satko rollen dem jeweiligen Sänger den Teppich aus

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