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7. Kapitel

4. Generation: die Kinder Jaromars II.

Wizlaw II.
Lebenszeit: um 1240 - 29. Dezember 1302;
erste urkundliche Erwähnungen: April 1249 indirekt unter “liberi nostri”, 26. April 1261 mit Namen als Fürst;
war 1260/61 - 1302 regierender Fürst von Rügen;
Heirat: um 1263 mit Agnes von Braunschweig-Lüneburg;
Beisetzungsort: Marienkirche zu Oslo. Von dort ist auch ein Bruchstück der Bronze-Grabplatte erhalten geblieben, die jedoch vermutlich nicht sein Kopfbildnis ziert, sondern eine verbreitete Arbeit flämischer Meister gewesen ist. (siehe Abb. rechts und unten)

Kopfbildnis Wizlaws II. von der Grabplatte in der Marienkirche zu Oslo - Nachzeichnung
Kopfbildnis Wizlaws II. von der Grabplatte in der Marienkirche zu Oslo - Original

Fotografie des Bruchstücks der Grabplatte Wizlaws II.:
a) Copyright of the photographs as belonging to and shown as © Museum of Cultural History - University of Oslo, Norway
Das Original trägt die Museums-Nr. C6137 und ist im Katalog “The Medieval Gallery in the Historical Museum” auf S. 63 abgebildet (Abb. III.9).
Für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieser Abbildung möchte ich mich bei Frau Matland und Frau Jansen Vogt vom Kulturhistorischen Museum der Universität Oslo (
www.khm.uio.no) bedanken. Takk!
Die Nachzeichnung des Bruchstücks der Grabplatte Wizlaws II. habe ich entnommen aus:
Bugge, A. “Norges historie”, II,2, Christiania (Oslo) 1916

Das Testament Wizlaws II., verfasst zwei Tage vor seinem Tod, gibt einen guten Einblick in die für einen Fürsten doch recht bescheidenen Lebensumstände (vielleicht stand aber auch materieller Besitz bei den Rügenfürsten nicht so im Mittelpunkt wie bei vielen anderen ihrer Standesgenossen...):

Wizlaw III. und Sambor werden zu seinen Nachfolgern in der Fürstenwürde bestimmt
seine Gemahlin, die Fürstin Agnes, erhält den “anderen Teil” des Dorfes Prohn
seine vier Töchter bekommen folgende Geschenke aus dem Nachlass:
Euphemia, die Königin von Norwegen, zwei große silberne Becher
Margareta, die Herzogin von Pommern-Wolgast, zwei silberne Mundbecher
Helena, die Gräfin von Anhalt-Bernburg, sechs kleine silberne Becher
Sophia, die jüngste und unverheiratete Tochter, 200 slawische Mark
außerdem werden bedacht:
Heinrich II. von Mecklenburg mit Wizlaws silbernem Schwertgurt
Botilde, die Amme seiner Kinder, mit seinem Gewand aus Scharlachstoff
weitere Bedienstete des Fürsten mit verschiedenen Bewidmungen und Andenken, so der Kaplan Lambert Pralenberg, der Kämmerer Malakin und der Falkner Johann
die Klöster Bergen auf Rügen, Antvorskov auf Seeland, einige Kirchen und Stifter in Oslo (u.a. die St. Laurentius-Kirche für Aussätzige, die Wizlaws Bett erhielt) mit verschiedenen Schenkungen für Wizlaws Seelenheil
die slawischen Bauern aus den Dörfern Michaelsdorf, Bresewitz und Wieck auf dem Darß mit der Sicherung ihrer althergebrachten Freiheit

Die Namen der Bediensteten aus dem nahen Umfeld Wizlaws verraten uns auch hier einiges über das bunte Gemisch der Menschen an seinem Hof, genau wie im ganzen Land Rügen: Die Amme Botilde war vermutlich eine Dänin, zumindest weist der Name auf skandinavischen Ursprung hin. Sein Kämmerer Malakin ist ganz sicher ein Slawe gewesen, so wie sein Kaplan ein Deutscher war. Da der Falkner den geistlichen Namen Johann trug und sein Nachname uns nicht bekannt ist, kennen wir auch nicht seine Nationalität.

In manchen Publikationen über das Fürstentum Rügen werden eine Episode aus dem Leben Wizlaws II. überbewertet und aus ihr die falschen Schlüsse gezogen: In einer 1283 in Lübeck ausgestellten Urkunde wird eine lehnsrechtliche Beziehung des Fürsten zum deutschen König Rudolf I. von Habsburg erwähnt. Diese bezog sich offensichtlich nur auf den festländischen Teil des Fürstentums. Eine auch von Theodor Pyl genannte Verleihung des königlichen Jägermeisteramtes durch Rudolf I. ist dagegen in keiner Weise belegt und beruht auf Behauptungen späterer Geschichtsschreiber. In Wirklichkeit hat jedoch nie eine Lockerung, geschweige denn eine Aufkündigung des rüganischen Lehnsverhältnisses zu Dänemark stattgefunden. Die Tatsachen belegen im Gegenteil geradezu eine Intensivierung der rujanisch-dänischen Beziehungen: Wizlaw II. erscheint zwölfmal als Zeuge in dänischen Königsurkunden und hat elfmal an Hoftagen der dänischen Könige teilgenommen. An sieben weiteren nahm er mit aller Wahrscheinlichkeit auch teil. Nicht einmal sein Sohn Wizlaw III. hat ihn in diesen diplomatischen Aktivitäten überboten, trotz dessen enger Beziehung zu König Erik VI. Menved.
Das Fürstentum Rügen hatte bis zum Erlöschen des slawischen Fürstenhauses 1325 niemals zum römisch-deutschen König- bzw. Kaiserreich gehört. Selbst als es zu Zeiten Jaromars II. zur einzigen größeren Auseinandersetzung mit dem Dänenkönig kam, stand die Lehnsabhängigkeit von Dänemark nie infrage. Die Quellen vermitteln uns den Eindruck, dass sich schon bald nach der Eroberung Rügens 1168 das dänisch-ranische Verhältnis entspannte und in ein geradezu freundschaftliches verwandelte. Im Übrigen waren auch die Beziehungen Rügens zu den mecklenburgischen Fürstentümern immer enger und freundschaftlicher als zu den pommerschen Herzogtümern. So zählten neben den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg und Schleswig, den Holsteiner, Schweriner und Lindow-Ruppiner Grafen und weiteren Herren auch die Fürsten von Mecklenburg, Werle und Rostock zu den Verbündeten Wizlaws III., während der Herzog von Pommern-Wolgast zusammen mit den Brandenburger Markgrafen aufseiten Stralsunds und der anderen Küstenstädte stand. Wizlaw selbst setzte für den Fall seines unbeerbten Ablebens König Erik Menved von Dänemark als direkten Erben des Fürstentums ein. Dass Rügen schließlich zu Pommern-Wolgast und damit zu Deutschland kam, war dem neuen dänischen König Christoph II. geschuldet, der als Bruder Eriks zu dessen und damit auch zu Wizlaws Gegnern gehörte. Er, “ein Herrscher ohne Ehre”, wie zeitgenössige Chronisten anmerkten, zwang Wizlaw III. 1321 zum Erbvertrag mit Herzog Wartislaw IV. Bereits 1315 versprach Christoph, damals noch Herzog von Halland, die rujanischen Länder dem Wolgaster Herzog Wartislaw.

Statue eines Fürsten im Braunschweiger Dom, um 1275

Dieses Bild zeigt die Statue einer unbekannten, nach ihrer Kleidung jedoch als fürstlich einzustufenden Person im Dom St. Blasii zu Braunschweig. Das Kunstwerk entstand etwa 1270/80. Gerade zu dieser Zeit waren die Beziehungen zwischen Rügen und den Welfen besonders eng. Könnte es deshalb nicht sein, dass es sich bei diesem Mann um Wizlaw II. handelt? (Abb. oben, privates Foto)

Margareta
Lebenszeit: vor 1249 - 1272;
einzige urkundliche Erwähnung: April 1249 indirekt unter “liberi nostri”;
Heirat: vor 1260 mit Herzog Erich I. von Jütland;
Beisetzungsort: unbekannt

Auf dem folgenden Bild seht ihr das Schildsiegel Wizlaws II. (von 1265 bis 1283 benutzt), sein berühmtes Reitersiegel mit Rücksiegel (von 1284 bis 1302 benutzt) und das Siegel der Fürstin Agnes mit dem welfischen und dem wizlawidischen Schild und Helm.

Jaromar III.
Lebenszeit: vor 1249 - vor 1285;
erste urkundliche Erwähnungen: April 1249 indirekt unter “liberi nostri”, 13. Januar 1264 mit Namen, 5. März 1268 als Fürst gemeinsam mit Wizlaw II.;
war 1268 - vor 1285 regierender Fürst von Rügen;
unverheiratet;
Beisetzungsort: unbekannt, vielleicht die Klöster Bergen auf Rügen oder Neuenkamp (Franzburg)

Siegel Wizlaws II. und seiner Frau Agnes

Auf dem nächsten Bild seht ihr Münzen Rügens aus der Zeit des Fürsten Wizlaw II.. In der oberen Reihe sind drei Denare abgebildet. Die Rückseiten (Revers) zeigen den rujanischen Löwen. Auf den Vorderseiten (Avers) sind abwechselnd die Initiale “B” (vielleicht für den Prägeort Barth), ein Greifenkopf (aus dem “zweiten” Rügenwappen) und ein Helm mit Pfauenfedern als Helmzier abgebildet. Jüngere Autoren ordnen diese Münzen jedoch nicht mehr den Rügenfürsten zu. Die Brakteaten (Hohlpfennige) Wizlaws II. in den folgenden Reihen zeigen wieder die Flagge der Ranenfürsten, wobei zuerst die Architekturelemente weggelassen werden und sich schließlich die Flaggensymbolik immer mehr vereinfacht.

Münzen Wizlaws II.
Wizlaw II. Brakteat Sobietzky 25 / Dbg. 488 Wizlaw II. Brakteat Sobietzky 35 / Dbg. 151a

Hier seht ihr zwei Hohlpfennige Wizlaws II. in vergrößerter Abbildung. links: Nr. 488, rechts: Nr. 151a (Dannenberg-Nr. aus der oberen Abbildung mit den maßstäblichen Zeichnungen)
Für die Überlassung dieser beiden Abbildungen von Münzen Wizlaws II. möchte ich mich bei Herrn Thomas Molkentin bedanken.

Die Siegel- und Münzabbildungen habe ich entnommen aus:
Pyl, Th. “Die Entwicklung des pommerschen Wappens, im Zusammenhang mit den pommerschen Landesteilungen”, in Pommersche Geschichtsdenkmäler VII, Greifswald 1894 (Siegel)
Dannenberg, H. ”Pommerns Münzen im Mittelalter”, Berlin 1864 und ”Münzgeschichte Pommerns im Mittelalter”, Berlin 1893 und 1896 (Münzen)

Die Quellen, auf die ich mich bei meiner Arbeit vorrangig gestützt habe (chronologisch geordnet):
1. Hagen, Fr. H. v. d. “Minnesinger, Deutsche Liederdichter des 12., 13. und 14. Jahrhunderts I - IV”, Leipzig 1838
2. Fabricius, C. G. ”Urkunden zur Geschichte des Fürstentums Rügen unter den eingeborenen Fürsten”, Stettin 1851
3. Dannenberg, H. ”Pommerns Münzen im Mittelalter”, Berlin 1864
4. Pyl, Th. “Lieder und Sprüche des Fürsten Wizlaw von Rügen”, Greifswald 1872
5. Dannenberg, H. ”Münzgeschichte Pommerns im Mittelalter”, Berlin 1893
6. Pyl, Th. ”Die Entwicklung des pommerschen Wappens, im Zusammenhang mit den pommerschen Landesteilungen”, in Pommersche Geschichtsdenkmäler VII, Greifswald 1894
7. Behm, O. “Beiträge zum Urkundenwesen der einheimischen Fürsten von Rügen”, Greifswald 1913
8. Gülzow, E. ”Des Fürsten Wizlaw von Rügen Minnelieder und Sprüche”, Greifswald 1922
9. Haas, A. ”Arkona im Jahre 1168”, Stettin 1925
10. Hamann, C. ”Die Beziehungen Rügens zu Dänemark von 1168 bis zum Aussterben der einheimischen rügischen Dynastie 1325”, Greifswald 1933
11. Scheil, U. “Genealogie der Fürsten von Rügen (1164 - 1325)”, Greifswald 1945
12. Rudolph, W. ”Die Insel Rügen”, Rostock 1954
13. Ohle, W., Baier, G. ”Die Kunstdenkmale des Kreises Rügen”, Leipzig 1963
14. Steffen, W. ”Kulturgeschichte von Rügen bis 1817”, Köln, Graz 1963
15. Werg, S. ”Die Sprüche und Lieder Wizlavs von Rügen, Untersuchungen und kritische Ausgabe der Gedichte”, Hamburg 1969
16. Vá
ňa, Z. ”Die Welt der alten Slawen”, Praha 1983
17. Gloede, G. ”Kirchen im Küstenwind - Band III”, Berlin 1984
18. Herrmann, J. (Hg.) ”Die Slawen in Deutschland - Ein Handbuch”, Berlin 1985
19. Spiewok, W. ”Wizlaw III. von Rügen, ein Dichter”, in: Almanach für Kunst und Kultur im Ostseebezirk, Nr. 8 (1985)
20. Spitschuh, B. ”Wizlaw von Rügen: eine Monografie”, Greifswald 1989
21. Lange, A. “Tausendjähriges Ralswiek”, Bergen 1990
22. Hages-Weißflog, E. “snel hel ghel scrygh ich dinen namen - Zu Wizlaws Umgang mit Minnesangtraditionen des 13. Jahrhunderts”, in: ”Lied im deutschen Mittelalter. Überlieferung, Typen, Gebrauch”, Tübingen 1996
23. Bleck, R. ”Untersuchungen zur sogenannten Spruchdichtung und zur Sprache des Fürsten Wizlaw III. von Rügen” GAG Folge 681, Göppingen 2000
24. Schmidt, I. ”Götter, Mythen und Bräuche von der Insel Rügen”, Rostock 2002
25. Jahn, L. ”Wizlaw III. von Rügen - Fürst und Minnesänger” und ”Wizlaws Liederbuch”, Hofgeismar 2003
26. Sobietzky, G. “Das Fürstentum Rügen und sein Geldwesen”, Stralsund 2005
27. Kratzke, Ch., Reimann, H., Ruchhöft, F. “Garz und Rugendahl auf Rügen im Mittelalter”, in: Baltische Studien, Neue Folge Band 90 (2004), Kiel 2005
28. Ruchhöft, F. “Die Burg am Kap Arkona” (Reihe: Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern, Band 7), Schwerin 2010
29. Reimann, H., Ruchhöft, F., Willich, C. “Rügen im Mittelalter” (Reihe: Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa, Band 36), Stuttgart 2011
30. Ev. Kirchengemeinde St. Marien Bergen auf Rügen (Hg.) “Das bestickte Leinentuch aus dem Zisterzienserinnenkloster Bergen auf Rügen”, Bergen auf Rügen 2013
31. Möller, G. “Eine interessante ‘Schatzkiste’ aus dem Jahr 1318 in Stralsund - Ein Beitrag zur spätmittelalterlichen Sachkultur des norddeutschen Adels”, in: Baltische Studien, Neue Folge Band 102 (2016), Kiel 2017
32. Brunner, H., Klein, D. ”Wizlav - Sangsprüche und Minnelieder” IMAGINES MEDII AEVI Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung Band 52, Wiesbaden 2021

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